Am Freitag, den 16.11. führte das Sozial- und Kultusministerium Hessens eine Fachveranstaltung zum Hess. Bildungs- und Erziehungsplan (BEP) in der Volkshalle in Pohlheim-Watzenborn durch. Die Kitas der Lebenshilfe und verschiedene andere Gruppierungen nutzten diesen Anlass als Gelegenheit, mit Trillerpfeifen und Plakaten gegen das geplante hessische Kinderförderungsgesetz (Kifög), dass am 01.01.2014 in Kraft treten soll, zu demonstrieren.

KiföG sorgt letztlich dafür, dass die Vor- und Nachbereitungszeiten für pädagogische Mitarbeiterinnen wegfallen, so dass Kinder nur noch beaufsichtigt werden. Dadurch entfallen pädagogische Angebote wie Sprachförderung, Förderung der Sozialkompetenz, usw.
– Bis zu 20% pädagogische Laien sollen nach dem aktuellen Entwurf in Kitas eingestellt werden.
– Die bedarfsgerechte Gruppenreduzierung entfällt, so dass auch für Inklusionsgruppen die maximale Gruppengröße von 18 auf 25 Kinder steigt.
– Für die Kitas und Erzieherinnen, ergibt sich daraus:
a) Wegfall von bedarfsgerechter Bildung und Förderung
b) Weniger Zeit für Eltern- bzw. Entwicklungsgespräche
c) überlastete Mitarbeiter (höherer Krankenstand, höhere Burnoutraten)
d) Raumknappheit. Laut Handelskammer Hamburg werden
• Für Krippengruppen (0 bis 3 Jahre) sind 3,3 qm pro Kind vorzusehen.
• Im Elementarbereich (3 bis 6 Jahre) sind für Ganztagsgruppen 3, für Halbtagsgruppen 2 qm pro Kind erforderlich.
• Für Schulkinder werden mindestens 2,2 qm pro Kind verlangt.
Ein Hund im Zwinger wird übrigens artgerecht mit 6-10 qm gehalten.

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Ich habe die Demonstration vor Ort beobachtet und Bilder sowie kurze Videoaufnahmen gemacht.
Die Demonstration war angesichts der Tatsache, dass sie in einer mittelhessischen Kleinstadt stattfand, gut besucht.
In Anlehnung an die o.g. Problematik der Raumknappheit sind auch einige der Plakate zu erklären, die erst gar nicht den Bezug Kita-Hundezwinger herstellen, sondern auf die Unterschiede zwischen Käfig-, Boden- und Freilandhaltung verweisen.

Ein Blick auf die Protestplakate verrät jedoch, dass es sich nicht nur um eine allgemeine ablehnende Haltung handelt und es nicht nur um Gruppengrößen geht, denn es werden auch die finanziellen Aspekte, der Faktor Zeit, die Burnout-Problematik und die mangelnde Zuwendung im Bereich der U3-Frühbildung angesprochen.

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Eine Sichtung der Plakate ergibt folgende Slogans:
Allgemein
– KiföG? Nein danke
– RIP BEP (Hessischer Bildungs und Erziehungsplan) 01.01.2014
– Prof. Fthenakis: Vielen Dank für den BEP… und wir machen uns jetzt zum KiföG Depp!?
– Bildest du noch oder “Kifögst” du schon? CDU – Entdecke die Möglichkeiten!
– Inklusion oder Selektion?
– Recht auf Bildung für alle?!?
– Nein zum neuen Kifög! Wo bleibt da die Bildung?
– Bildung gibt es nicht zum Spartarif! “Nein” zum geplanten Kifög
– Nein zum Kifög!
– Bildung im Ausverkauf
– Durchgestrichen: Kifög UND Frühe Bildung?
– Integration in Hessen -> “Inklusion Light”?! Weniger qualifizierte Fachkräfte. Weniger Personal. Größere Gruppen

Finanzieller Aspekt
– Bildung gibt es nicht zum Nulltarif
– KiföG Bildung 0,44€ pro Kind / pro Tag. Sparpaket oder Mogelpackung?
– 0.44€/Kind/Tag für Bildung sind wir Euch also wirklich wert!

Gegen Amateure im Bildungsbereich
– Professionelles Handeln bedarf professioneller Fachkräfte
– Fachkräfte statt pädagogische Laien
– Keine Kinder in die Hände von Amateuren
– Eine 5-jährige Ausbildung machen – wozu? Wenn ich auch “fachfremd” in der Kita arbeiten kann!

Zeitaspekt
– Ohne Zuwendung (die braucht Zeit) keine individuelle Entwicklungsbegleitung
– Kinderförderung statt Aufbewahrung

Burnout
– Mehrbelastung = Hoher Krankenstand = Burnout!

Gruppengrößen
– Inklusion um jeden Preis? Die Gruppengröße von 25 Kinder ist für viele Kinder eine Zumutung!
– Weniger Personal, weniger Fachkräfte, größere Gruppen
– KITA = Kinder in Tonnen Aufbewahren
– Kleinkindbetreuung 2013
a) Käfighaltung Gruppenstärke 20 Kinder, 2 Erzieher/innen
b) Bodenhaltung 15 Kinder, 2 Erzieher/innen
c) Freilaufende Kinder, max. 10 Kinder, min 2 Erzieher/innen
– Deutschland 1 Erzieher/in 14 Kinder, Frankreich 1 Erzieher/in 5 Kinder

Früherziehung (U3)
– 10 Kinder (U3) waren genug. In Zukunft sollen es 12 oder 14 sein.
– Durchgestrichen: Kifög UND besondere Förderung?

Die Veranstalter der Lebenshilfe setzen auf eine weitere Vernetzung mit den verschiedenen gesellschaftlichen Gruppierungen und Parteien und planen im Frühjahr 2013 eine medienbegleitete Demonstration in Wiesbaden.

Angesichts der Tatsache, dass ErzieherInnen und behinderte Menschen kaum eine Lobby haben, rufe ich dazu auf: Lasst uns die Lobby sein!

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