Ich bin hocherfreut über das Wahlergebnis. Mit einem Kernteam von nur drei Wahlkämpfern (und ca. 30 Unterstützenden) und dem bisher niedrigsten Budget von € 350 haben wir mit 5.8% das zweitbeste Ergebnis der Piraten bei einer Personenwahl in Hessen eingefahren. Besser war nur eine Kandidatin im Lahn-Dill-Kreis als die Piraten 2012 bundesweit bei 10% lagen. Dort gab es damals 6 Wahlkämpfer mit einem Budget von € 1300.
Unsere Finanzen für das laufende Jahr sind hier öffentlich einsehbar:
Hier würde ich doch zu gerne wissen, wie viel Geld die anderen Parteien in den Wahlkampf gesteckt haben, denn daraus ließe sich eine Aussage über die Effizienz der Art des Wahlkampfes treffen. Es muss aber angesichts der verteilten Hochglanzbroschüren, der Wesselmänner in den Gemeinden, der Anzeigen in den Zeitungen und dem ausufernden Plakatierungswahn mit sich nicht mehr voneinander unterscheidbaren Plakaten um ein Vielfaches höher gelegen haben.
Besonders erfreut darüber bin ich, dass wir in einem Wahlbezirk erstmals sogar vor der CDU die zweitstärkste Kraft wurden und insgesamt in der Gießener Kernstadt wie in den Jahren zuvor sehr gut abgeschnitten haben. Es zeigt mir, dass ein hohes Budget wie es den beiden anderen Parteien zur Verfügung stand, offenbar doch nicht das alleinige Maß der Dinge ist, sondern Wähler – so konnte ich es immer wieder im Wahlkampf vernehmen – auch Authentizität zu schätzen wissen. Die Menschen haben uns in diesem Wahlkampf anders wahrgenommen als etwa 2013.
Das beste, was uns geschehen konnte ist allerdings, dass neue Interessenten von sich aus auf uns zugekommen sind und sich zuletzt schon aktiv im Wahlkampf eingebracht haben. Das stimmt mich ein wenig zuversichtlicher hinsichtlich der anstehenden Kommunalwahlen 2016, denn für eine Mitmachpartei bedarf es nicht nur den Rahmen, der die Mitmachmöglichkeiten vorgibt, sondern auch die Menschen, die sich aktiv einbringen und den Kurs mitbestimmen. Ich bin gespannt darauf, wie viele Leute sich beim nächsten Stammtisch morgen einfinden und ob sich daraus wieder ein konstruktives Arbeitsklima entwickeln kann.
Gar nicht gut fand ich die geringe Wahlbeteiligung. In Gesprächen bekam ich den Eindruck, viele Menschen gehen nicht wählen, weil sie nicht wissen, was ein Landrat macht. Das ist ein Armutszeugnis für die Politik, die sich nur mit sich selbst beschäftigt und nicht mehr für die Bürger da ist. So erkläre ich mir dann auch, dass die Nichtwähler einmal mehr eine überwältigende Kraft darstellen.
Ein traditionelles Problemfeld von Piraten ist der ländliche Raum, selbst hier haben wir besser abgeschnitten als sonst. Das folgende ist natürlich reine Kaffeesatzleserei, aber ich wage zu behaupten, dass die Wähler der anderen kleinen Parteien eher zu Hause geblieben sind und wir somit die Stimmen von Menschen bekommen haben, die sich einmal mehr von den Volksparteien abgewandt haben. Zu dieser rein subjektiven Einschätzung gelange ich ebenfalls durch das, was wir im Wahlkampf zu hören bekommen haben. Überhaupt haben wir sehr viel zu- und hingehört, wie auch schon in den vorhergehenden beiden Jahren.
Alles in allem können wir mit dem Ergebnis zufrieden sein, zumal sich Menschen wieder Gedanken machen, wie man Transparenz und Teilhabe verbessern kann und wir wollten unsere Themen in diesen Wahlkampf einbringen. Leid tut es mir für die Menschen, für die ich mich besonders eingesetzt habe, denn das Wesen eines Personenwahlkampfes ist „The winner takes it all“, die Anliegen der Unterlegenen werden nicht berücksichtigt und ich habe nicht den Eindruck, dass sich die Politik für diese Menschen einsetzen wird.
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